Donnerstag, 23. Februar 2017

Ausstellung in Wien


BRENNEN FÜR DEN GLAUBEN. 
WIEN NACH LUTHER

16. Februar 2017 bis 14. Mai 2017
Mit der Veröffentlichung seiner 95 Thesen gegen den Ablasshandel gab Martin Luther 1517 die Initialzündung für die Reformation. Zum 500-Jahr-Jubiläum erinnert das Wien Museum daran, dass selbst Wien für einige Jahrzehnte eine mehrheitlich protestantische Stadt wurde.

Um 1500 veränderten Renaissance und Humanismus, die Entdeckung Amerikas und die Erfindung des Buchdrucks die Weltsicht in Europa grundlegend. Auch Wien war im Wandel: Die Universität blühte auf, wichtige Gelehrte wirkten in der Stadt. Luthers Ideen fielen auf fruchtbaren Boden, auch Kaiser Maximilian II. fand daran Gefallen. Doch dessen Nachfolger duldeten keinen evangelischen Gottesdienst. Der Bevölkerung blieb das „Auslaufen“ in die adeligen Schlösser der Umgebung, besonders Hernals wurde ein bedeutendes Zentrum der protestantischen Kultur.

Die Reformation lebte in Wien auch in den Zeiten der triumphierenden Gegenreformation weiter: als Geheimprotestantismus und in den Kapellen ausländischer Gesandtschaften. Schlusspunkt der Ausstellung bildet das Toleranzpatent Josephs II. aus dem Jahr 1781, das den Lutheranern und Kalvinern – mit Einschränkungen – freie Religionsausübung zugestand.

Mit drei herausragenden Originaldokumenten – den gedruckten Thesen Luthers von 1517, dem Augsburger Bekenntnis von 1530 und dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 – richtet die Ausstellung den Blick auch über Wien hinaus.

Kuratoren:
Rudolf Leeb, Walter Öhlinger, Karl Vocelka

Sophie Scholl - eine protestantische Heldin

Starke Frauen
"Ich merke, dass man mit dem Geiste (oder dem Verstand) wuchern kann, und dass die Seele dabei verhungern kann" - Sophie Scholl
Heute jährt sich der Todestag von Sophie Scholl zum 74. Mal. Sie wurde wegen ihres Mutes und ihrer unerschütterlichen Überzeugung, dass der Nationalsozialismus ein menschenverachtendes Regimes war, in München-Stadelheim hingerichtet. Doch wer war diese junge Frau, die es gewagt hat, mit einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter dem Terrorregime der Nazis zu widerstehen ?
Sie wuchs mit drei Geschwistern, ein viertes starb im Alter von einem Jahr, ganz kleinbürgerlich im fränkischen Forchtenberg, einem 4.900 Seelen zählenden Dorf auf und unterschied sich in nichts von anderen Jugendlichen der Zwischenkriegszeit. Ihre Eltern Magdalena, eine Diakonisse und ihr Vater Robert Scholl erzogen sie zu einer liberal denkenden jungen Frau, die dennoch zu Beginn an die Idee der Nationalsozialisten und ihrer Bewegung – so trat sie in den BDM (Bund Deutscher Mädchen)  ein – glaubte und zunächst begeistert mitmachte. Auch die Mutproben und sportlichen Herausforderungen sprachen die Heranwachsende an.
Doch nach dem „Reichsparteitag der Ehre 1936“ kam der innere Bruch mit dem Regime. An diesem Parteitag wurde die „Wiederbewaffnung Deutschlands“ in Wahrheit die Besetzung des Rheinlandes gefeiert, welche Deutschland an den Rand eines Krieges brachte. Ab diesem Zeitpunkt war klar, dass die Nazis Krieg wollten um die „Schande von Versailles“ zu revidieren. Gleichzeitig griffen die am Reichsparteitag 1935 erlassenen Judengesetze langsam und die Familie Scholl bekam deren Auswirkungen – Mutter Magdalena engagierte sich in der evangelischen Kirche – zu sehen. Sie wandte sich gemeinsam mit ihrem Bruder Hans (der später ebenfalls hingerichtet wurde) der „Deutschen Jungenschaft vom 1.11.1929“ zu, einer trotz Verbotes im Untergrund existierenden Jugendbewegung und trat damit erstmals aktiv in Opposition zum Regime. Die erste Verhaftung Sophies – wenn auch nur für wenige Stunden – erfolgte 1937, als die Polizei eine Versammlung der Deutschen Jugendbewegung sprengte.
Diese erste Verhaftung hatte jedoch noch keine Auswirkungen auf das Leben Sophies, das sich nicht anders entwickelte als bei anderen Heranwachsenden dieser Zeit: Sie lernte ihren Verlobten, Fritz Hartmann kennen und lieben. Bis knapp vor dem Krieg waren sie ein Pärchen, das auch einige Zeit lang in Weimar zusammenlebte. Der Krieg trennte die beiden und Sophie kehrte wieder in ihr Elternhaus zurück. Die Familie Scholl war mittlerweile nach Ulm umgezogen, wo Sophie 1940 eine Ausbildung als Kindergärtnerin am evangelischen Kindergärtnerinnen-Seminar von Emma Kretschmer begann. Emma Kretschmer begann ihre pädagogische Karriere in evangelischen Kindereinrichtungen für taubstumme bzw. damals als  unerziehbar geltende Kinder.
Durch ihre Ausbildung dort und das Studieren der christlichen Werke von Augustinos von Hippo, eines Kirchentheologen der antiken Urkirche verfestigte sich ihre Abneigung gegen das Regime, welches immer offener zu Tage trat. Sophie begann 1942 Biologie und Philosophie in München zu studieren und musste in den Ferien in einem Ulmer Rüstungswerk für die Kriegsrüstung arbeiten. In München traf sie im Umfeld des Freundeskreises ihres Bruders Hans eine Gruppe junger Menschen, die ebenfalls in Opposition zu den Nazis standen.
Es entstand im Juni 1942 (ein genaues Datum gibt es nicht) die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“. Mit Briefen, Aufrufen sowie Plakaten und Flugzetteln riefen sie zum Widerstand gegen das Regime auf. Bald fand man in vielen Telefonzellen, hinter Windschutzscheiben und in Postfächern in München ihre Aufrufe und Manifeste. Auch in anderen Städten wurden Flugblätter verteilt, einige davon erreichten sogar Großbritannien und schafften es in die BBC-News. Schliesslich wurde ihnen am 18. Februar 1943 eine Flugblattaktion im Universitätsgebäude der Uni München zum Verhängnis: der Hausmeister Jakob Schmid, ein parteitreuer SA Mann entdeckte die Gruppe und rief sofort die Gestapo. Die Geschwister Scholl wurden zunächst durch den Rektor der Uni verhört und anschliessend in die Gestapo-Zentrale in der Wittelsbacher Strasse gebracht. Nach zweitägigem Verhör, bei dem Sophie Scholl ihre Mitwisser schützen wollte, wurden beide Scholl-Geschwister vom eigens aus Berlin angereisten Blutrichter Roland Freisler zum Tode verurteilt, die Hinrichtung erfolgte am 22. Februar 1943 in München Stadelheim. Ihre Gräber befinden sich im Friedhof am Perlacher Forst.
Interessanterweise hatten die Aktionen der Weißen Rose weitreichendere Folgen als dem Regime genehm war: die Royal Air Force ließ tausende Flugzettel nachdrucken und warf diese im Herbst 1943 über deutschen Städten ab, BBC London veröffentlichte regelmässig Texte der Geschwister Scholl über ihre internationale Welle, welche auch in Deutschland gehört werden konnte. Wegen dieses „Feindsenderhörens“ wurde Sophies Vater Robert im Mai 1943 zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. Es ist nicht überliefert ob er dabei einen von Sophie verfassten Text hörte.
Nach dem Krieg wurden die Erinnerungen der Geschwister Scholl in Form von Tagebuchaufzeichnungen veröffentlicht. Ihr ehemaliger Verlobter Fritz wurde Richter und setzte sich in den Fünfzigerjahre (vergeblich) gegen eine Wiederbewaffnung der jungen BRD ein. Vater Robert widmete sein Leben dem Andenken an seine hingerichteten Kinder und war ein ewiger Mahner gegen Faschismus und Krieg.

·         Hans Scholl und Sophie Scholl. Briefe und Aufzeichnungen. Fischer, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-596-25681-X.

·         Thomas Hartnagel (Hrsg.): Sophie Scholl und Fritz Hartnagel. Damit wir uns nicht verlieren. Briefwechsel 1937–1943. Fischer, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-10-000425-6.


Prostestanten im Burgenland

500 Jahre Reformation: Gemeinsam feiern

Das diesjährige Jubiläumsjahr anlässlich 500 Jahre Reformation wird von allen drei evangelischen Kirchen in Österreich gemeinsam begangen - das gab der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker am Mittwoch in Eisenstadt bekannt.
Als Motto für das Jubiläumsjahr sei „Freiheit und Verantwortung seit 1517“ von den Gemeinden gewählt worden. Höhepunkt sei das ganztägige Reformationsfest am 30. September auf dem Wiener Rathausplatz. Dieses werde nach umweltfreundlichen Kriterien als „Green Event“ ausgerichtet.
Präsentation der Aktivitäten im Reformationsjubiläumsjahr
ORF
Präsentation der Aktivitäten zum Reformationsjubiläum
Es könne dankbar zur Kenntnis genommen werden, dass es sich um das erste Reformationsjubiläum in Europa im Zeitalter des Friedens und der Ökumene handle, unterstrich Bünker bei einer Pressekonferenz im Landesmuseum in Eisenstadt. „Dieses Reformationsjubiläum 2017 hat das erste Mal diesen starken ökumenischen, verbindenden Aspekt.“ Der Startschuss dafür sei im vergangenen November bei einer Klausur mit der römisch-katholischen Bischofskonferenz in Eisenstadt gefallen. Der burgenländische Superintendent Manfred Koch sprach in diesem Zusammenhang von einem „Meilenstein“.

Sonderausstellung im Landesmuseum

Im Burgenland seien heuer eine Reihe von Veranstaltungen vorgesehen, erklärte Koch. Darunter fänden sich Gottesdienste, Reisen, Glaubenskurse, Feste aber auch Kabarett. „Man darf in der Kirche auch lachen“, meinte er. Bei den Glaubenskursen gehe es darum den Kern des Glaubens besser wahrzunehmen und zu erleben, dass „der Glaube im Leben Halt und Zuversicht gibt“. Die Glaubenskurse würden in fast allen Gemeinden des Burgenlandes stattfinden, ergänzte die stellvertretende Superintendentialkuratorin des Burgenlandes, Christa Grabenhofer.
Ausstellungsstücke 500 Jahre Reformation
ORF
Ausstellungsstücke
Im Landesmuseum in Eisenstadt gibt es eine Sonderausstelltung zum Reformationsjubiläum mit dem Titel „Ein Christenherz auf Rosen geht“. Die Schau zeigt Bilder und Objekte aus Landebestand. Das älteste Ausstellungsstück dabei ist ein Bibelexemplar aus dem Jahr 1546. Die Ausstellung kann von 24. Februar bis 12. November besichtigt werden.

Rückblick und Ausblick

Das Jubiläumsjahr sei geprägt von Rückblick, Analyse der gegenwärtigen Situation und dem Weg in die Zukunft, so Koch. Er sprach weiters die Herausforderungen der heutigen Zeit für Kirchen an. „Auch in der evangelischen Kirche gibt es immer mehr Menschen, die sich loslösen und austreten.“ Er wünsche sich dieses Jahr einen „neuen Aufbruch, eine neue Motivation aus der Geschichte heraus“, sagte der Superintendent.
Die evangelische Kirche hat im Burgenland laut Koch rund 34.000 Mitglieder, österreichweit seien es an die 290.000. Das Burgenland habe prozentuell gesehen die meisten Mitglieder.