Samstag, 20. Februar 2016

Protestantische Vordenker: Friedrich Fröbel


Friedrich Wilhelm August Fröbel (* 21. April 1782 in Oberweißbach; † 21. Juni 1852 in Marienthal) war ein deutscher Pädagoge und Schüler Pestalozzis. Sein besonderes Verdienst besteht darin, die Bedeutung der frühen Kindheit nicht nur erkannt, sondern durch die Schaffung eines Systems von Liedern, Beschäftigungen und „Spielgaben“ die Realisierung dieser Erkenntnisse vorangetrieben zu haben. Er ist der Begründer des „Kindergartens“. Dieser unterschied sich von den damals bereits existierenden „Kinderbewahranstalten“ durch die pädagogische Konzeption. Damit verbunden war die Erweiterung des Aufgabenspektrums von der Betreuung zur Trias von Bildung, Erziehung und Betreuung. Am 28. Juni 1840 stiftete Fröbel den ersten „Allgemeinen deutschen Kindergarten in Bad Blankenburg zusammen mit Wilhelm Middendorf und Heinrich Langethal. Sie waren seine treuesten Mitarbeiter, als es daranging, seine Erziehungsideen in Keilhau bei Rudolstadt in die Praxis umzusetzen. Er führte die „Freiarbeit“ in die Pädagogik ein. Die von ihm entwickelten Spiel- und Lernmaterialien sind auch heute noch anerkannt.

Ins Zentrum seiner Pädagogik stellte er das Spiel als typisch kindliche Lebensform und seinen Bildungswert. Die von ihm entwickelten Spielgaben und Beschäftigungsmittel entstanden auf der Grundlage seiner Spieltheorie. Mit seinen Mutter- und Koseliedern beabsichtigte Fröbel, das kleine Kind in die Lebenswelt der Erwachsenen einzuführen.

Fröbel war das sechste Kind des alt-evangelischen Pfarrers Johann Jakob Fröbel und seiner Frau Jacobine Eleonore Friederike, geb. Hoffmann. Seine Mutter starb im darauffolgenden Jahr. Der frühe Verlust, von Fröbel stark empfunden, hat ihn geprägt, da er zudem mit der zweiten Frau seines Vaters Probleme hatte. Ab 1792 lebte er in Stadtilm bei dem Bruder seiner verstorbenen Mutter, Superintendent Hoffmann, der die Situation des Kindes erkannte. Er besuchte hier die Elementarschule.

Fröbel absolvierte von 1797 bis 1799 eine Landwirtschafts- und Försterlehre bei Hirschberg (Saale). Ab 1799 studierte er Naturwissenschaften in Jena. Von 1802 bis 1803 war er Forstamtsaktuar (Landmesser) in Baunach und Bamberg. Von 1804 bis 1805 diente er als Privatsekretär auf Gut Groß Miltzow.

Als Erzieher begann er 1805 an der Pestalozzi-Musterschule in Frankfurt am Main und lernte dort die Ideen Johann Heinrich Pestalozzis kennen. Von 1806 bis 1811 war Fröbel Hauslehrer für die drei Söhne der adeligen Familie von Holzhausen in Frankfurt, und er schloss eine Freundschaft mit Bertha von Holzhausen. Er lebte mit den drei Kindern von 1808 bis 1810 in Pestalozzis Institut in Iferten in der Schweiz. Am Ende dieses Aufenthalts war Fröbel enttäuscht über Auseinandersetzungen zwischen Lehrern des Instituts und über Pestalozzis Stellungnahmen in Bezug auf diesen Zustand.[1] Er entwickelte zudem Pestalozzis Elementarmethode weiter und entdeckte die besondere Bedeutung der frühen Kindheit in der menschlichen Entwicklung.

1811 setzte er seine Studien der Sprachen, Physik und Chemie in Göttingen und der Mineralogie in Berlin fort, ohne sie mit einem Zertifikat abzuschließen. Fröbel wurde Lehrer an der Plamannschen Schule in Berlin, die in jener Zeit ein pädagogisches und patriotisches Zentrum war. Das Studium musste er beim Ausbruch der Befreiungskriege gegen Napoleon im März 1813 abbrechen.

Im Lützowschen Freikorps nahm er an der Schlacht von Großgörschen im Mai 1813 teil. Während seines Dienstes im Freikorps schloss Fröbel Freundschaft mit Wilhelm Middendorf und Heinrich Langethal.

1814, nach der Rückkehr, wurde Fröbel Assistent am Institut und Museum für Mineralogie in Berlin bei Weiß. Er gab diese Stelle wieder auf und gründete 1816 in Griesheim bei Arnstadt in Thüringen die „Allgemeine Deutsche Erziehungsanstalt“ (Vorläufer der Landerziehungsheime). 1817 verlegte er diese nach Keilhau bei Rudolstadt. 1831 wurde sie von den anderen Mitbegründern Wilhelm Middendorf und Heinrich Langethal weitergeführt.

1817 zog er nach Keilhau um und baute mit Langethal, Middendorf und Wilhelmine Henriette Hoffmeister die Erziehungsanstalt auf. Am 11. September 1818 heiratete er in Berlin Wilhelmine Hoffmeister (* 1780), die Ehe blieb kinderlos. Als Herausgeber von Zeitschriften und Schriften mit verschiedenen Namen verbreitete er seine Ansichten. 1820 erschien die erste Keilhauer Werbeschrift An unser deutsches Volk, bis 1823 vier weitere Keilhauer Werbeschriften.

1826 gab er sein literarisches Hauptwerk Die Menschenerziehung heraus[3] und gründete die Wochenschrift Die erziehenden Familien. Er verfolgte 1828/1829 den Plan einer Volkserziehungsanstalt in Helba (heute ein Ortsteil von Meiningen), den sog. Helba-Plan,[4] den er jedoch nicht verwirklichte. 1829 übernahm Johannes Barop die Leitung der Schule in Keilhau.

Von 1831 bis 1836 lebte Fröbel wieder in der Schweiz. Er gründete 1831 im Schloss Wartensee in Neuenkirch im Kanton Luzern eine Erziehungsanstalt. 1833 verlegte er diese nach Willisau, und er leitete 1835/36 das Waisenhaus in Burgdorf im Kanton Bern. Dort gab er die Zeitschrift Grundzüge der Menschenerziehung heraus. 1836 erschien sein Werk Erneuerung des Lebens erfordert das neue Jahr 1836.

1837 kehrte er nach Thüringen zurück, widmete sich fast ausschließlich der Erziehung der Kinder im vorschulpflichtigen Alter und begann mit der Herstellung von Spielmaterial in Blankenburg. Dort gründete der Pädagoge 1837 eine „Pflege-, Spiel- und Beschäftigungsanstalt“ für Kleinkinder. Kinder sollten hier durch planvoll gruppierte Bewegungs- und Geistesspiele, Sprüche, Lieder bei ständiger Berührung mit der Natur ihrem Alter entsprechend allseitig angeregt und angeleitet werden. Von 1838 bis 1840 gab er die Zeitschrift Ein Sonntagsblatt für Gleichgesinnte heraus.

1838/39 erfolgten Vortragsreisen nach Göttingen, Frankfurt, Dresden und Leipzig. 1839 starb seine Ehefrau. Am 28. Juni 1840 fand die Gründungsveranstaltung des „Allgemeinen deutschen Kindergartens“ im Blankenburger Rathaussaal statt.

1842 begannen Kindergärtnerinnenkurse in Blankenburg. Ida Seele gehörte zu seinen ersten Schülerinnen, die sich nachfolgend für die Idee des Kindergartens einsetzte. Weitere Schriften und Vortragsreisen insbesondere zur Popularisierung des Kindergartens folgten in den Jahren 1843 bis 1849.

1844 publizierte Fröbel nach jahrelangen Vorarbeiten und in Zusammenarbeit mit dem Zeichner Unger und dem Musiker Kohl sein letztes großes, pädagogisches Gesamtkunstwerk, die Mutter- und Koselieder. Damit wollte er den Müttern die Bedeutung und Verantwortung, die in der Mutterschaft und Erziehung liegen, verdeutlichen und ihnen gleichzeitig ganzheitliche Hilfen an die Hand geben für die Säuglings- und Vorkindergartenerziehung. Es erschienen auch 100 Lieder zum Spielen mit dem Ball. Fröbel wohnte seit 1845 wieder in Keilhau und reiste viel, um seine Ideen zu verbreiten.

Am 12. Januar 1847 wurde der erste westfälische Kindergarten in Lünen an der Lippe eröffnet.

Fröbel siedelte 1849 nach Liebenstein in das Domänengut am Aschenberg um, heute Hotel Fröbelhof, zog aber schon 1850 ins Marienthaler Schlösschen. Er gründete die erste Schule zur Ausbildung von Kindergärtnerinnen und gab Ein Einigungsblatt für alle Freunde der Menschenbildung heraus. Auf dem Altenstein fand am 4. August ein Spielfest statt.

Am 9. Juni 1851 heiratete er seine ehemalige Schülerin Louise Levin.

Fröbels Idee des Kindergartens fand Anklang; aber die Ausbreitung in Deutschland wurde dadurch gehemmt, dass das preußische Kultusministerium 1851 die Kindergärten wegen angeblicher „destruktiver Tendenzen auf dem Gebiet der Religion und Politik“ als „atheistisch und demagogisch“ verbot und erst 1860 wieder zuließ.

Am 23. August 1851 wurde ein Kindergartenverbot in Preußen und in anderen Staaten erlassen. Grund war offenbar eine Verwechslung mit seinem Neffen Karl Fröbel, der 1851 die Schrift Weibliche Hochschulen und Kindergärten veröffentlicht hatte. Zitat Karl August Varnhagen von Ense: „Der stupide Minister von Raumer hat einen Befehl gegen die Kindergärten erlassen, sich auf ein Buch von Karl Fröbel berufend. Er verwechselt Friedrich und Karl Fröbel.“ Friedrich Fröbel wehrte sich. Ende September fand eine Pädagogenversammlung in Bad Liebenstein statt. Am 3. Juni 1852 nahm er noch an der allgemeinen deutschen Lehrerversammlung in Gotha teil.

Er verstarb schließlich am 21. Juni 1852 in Marienthal. Sein Grab befindet sich auf dem Schweinaer Friedhof.

 



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