Friedrich Wilhelm August Fröbel (* 21. April
1782 in Oberweißbach;
† 21. Juni
1852 in Marienthal) war ein deutscher Pädagoge
und Schüler Pestalozzis. Sein besonderes Verdienst
besteht darin, die Bedeutung der frühen Kindheit nicht nur erkannt, sondern
durch die Schaffung eines Systems von Liedern, Beschäftigungen und „Spielgaben“
die Realisierung dieser Erkenntnisse vorangetrieben zu haben. Er ist der Begründer
des „Kindergartens“.
Dieser unterschied sich von den damals bereits existierenden
„Kinderbewahranstalten“ durch die pädagogische Konzeption. Damit verbunden war
die Erweiterung des Aufgabenspektrums von der Betreuung zur Trias von Bildung,
Erziehung und Betreuung. Am 28. Juni 1840 stiftete Fröbel den ersten „Allgemeinen
deutschen Kindergarten“ in Bad Blankenburg
zusammen mit Wilhelm Middendorf und Heinrich Langethal. Sie waren seine treuesten
Mitarbeiter, als es daranging, seine Erziehungsideen in Keilhau
bei Rudolstadt in die Praxis umzusetzen. Er führte die „Freiarbeit“
in die Pädagogik
ein. Die von ihm entwickelten Spiel- und Lernmaterialien sind auch heute noch
anerkannt.
Ins Zentrum seiner Pädagogik stellte er das Spiel als typisch
kindliche Lebensform und seinen Bildungswert. Die von ihm entwickelten
Spielgaben und Beschäftigungsmittel entstanden auf der Grundlage seiner
Spieltheorie. Mit seinen Mutter- und Koseliedern beabsichtigte Fröbel,
das kleine Kind in
die Lebenswelt der Erwachsenen einzuführen.
Fröbel war das sechste Kind des
alt-evangelischen Pfarrers Johann Jakob Fröbel und seiner Frau Jacobine
Eleonore Friederike, geb. Hoffmann. Seine Mutter starb im darauffolgenden Jahr.
Der frühe Verlust, von Fröbel stark empfunden, hat ihn geprägt, da er zudem mit
der zweiten Frau seines Vaters Probleme hatte. Ab 1792 lebte er in Stadtilm bei
dem Bruder seiner verstorbenen Mutter, Superintendent Hoffmann, der die Situation
des Kindes erkannte. Er besuchte hier die Elementarschule.
Fröbel absolvierte von 1797 bis 1799 eine
Landwirtschafts- und Försterlehre bei Hirschberg (Saale). Ab 1799 studierte er
Naturwissenschaften in Jena.
Von 1802 bis 1803 war er Forstamtsaktuar (Landmesser)
in Baunach
und Bamberg.
Von 1804 bis 1805 diente er als Privatsekretär auf Gut Groß Miltzow.
Als Erzieher begann er 1805 an der
Pestalozzi-Musterschule in Frankfurt am Main und lernte dort die Ideen Johann Heinrich Pestalozzis kennen. Von
1806 bis 1811 war Fröbel Hauslehrer für die drei Söhne der adeligen Familie von Holzhausen in Frankfurt, und er
schloss eine Freundschaft mit Bertha von Holzhausen. Er lebte mit den drei
Kindern von 1808 bis 1810 in Pestalozzis Institut in Iferten
in der Schweiz. Am Ende dieses Aufenthalts war Fröbel enttäuscht über
Auseinandersetzungen zwischen Lehrern des Instituts und über Pestalozzis
Stellungnahmen in Bezug auf diesen Zustand.[1]
Er entwickelte zudem Pestalozzis Elementarmethode weiter und entdeckte die
besondere Bedeutung der frühen Kindheit in der menschlichen Entwicklung.
1811 setzte er seine Studien der Sprachen,
Physik und Chemie in Göttingen und der Mineralogie in Berlin fort, ohne sie mit
einem Zertifikat abzuschließen. Fröbel wurde Lehrer an der Plamannschen Schule in Berlin, die in
jener Zeit ein pädagogisches und patriotisches Zentrum war. Das Studium musste
er beim Ausbruch der Befreiungskriege gegen Napoleon im März 1813 abbrechen.
Im Lützowschen Freikorps nahm er an der Schlacht von Großgörschen im Mai 1813
teil. Während seines Dienstes im Freikorps schloss Fröbel Freundschaft mit Wilhelm Middendorf und Heinrich Langethal.
1814, nach der Rückkehr, wurde Fröbel
Assistent am Institut und Museum für Mineralogie
in Berlin bei Weiß. Er gab diese Stelle wieder auf und gründete 1816 in Griesheim bei Arnstadt in Thüringen die
„Allgemeine Deutsche Erziehungsanstalt“ (Vorläufer der Landerziehungsheime).
1817 verlegte er diese nach Keilhau bei Rudolstadt. 1831 wurde sie von den anderen
Mitbegründern Wilhelm Middendorf und Heinrich Langethal weitergeführt.
1817 zog er nach Keilhau um und baute mit
Langethal, Middendorf und Wilhelmine Henriette Hoffmeister die Erziehungsanstalt
auf. Am 11. September 1818 heiratete er in Berlin Wilhelmine Hoffmeister (*
1780), die Ehe blieb kinderlos. Als Herausgeber von Zeitschriften und Schriften
mit verschiedenen Namen verbreitete er seine Ansichten. 1820 erschien die erste
Keilhauer Werbeschrift An unser deutsches Volk, bis 1823 vier weitere
Keilhauer Werbeschriften.
1826 gab er sein literarisches Hauptwerk Die
Menschenerziehung heraus[3]
und gründete die Wochenschrift Die erziehenden Familien. Er verfolgte
1828/1829 den Plan einer Volkserziehungsanstalt in Helba
(heute ein Ortsteil von Meiningen), den sog. Helba-Plan,[4]
den er jedoch nicht verwirklichte. 1829 übernahm Johannes Barop die Leitung der
Schule in Keilhau.
Von 1831 bis 1836 lebte Fröbel wieder in der
Schweiz. Er gründete 1831 im Schloss Wartensee in Neuenkirch
im Kanton Luzern
eine Erziehungsanstalt. 1833 verlegte er diese nach Willisau,
und er leitete 1835/36 das Waisenhaus in Burgdorf
im Kanton Bern.
Dort gab er die Zeitschrift Grundzüge der Menschenerziehung heraus. 1836
erschien sein Werk Erneuerung des Lebens erfordert das neue Jahr 1836.
1837 kehrte er nach Thüringen zurück, widmete
sich fast ausschließlich der Erziehung der Kinder im vorschulpflichtigen Alter
und begann mit der Herstellung von Spielmaterial in Blankenburg.
Dort gründete der Pädagoge 1837 eine „Pflege-, Spiel- und
Beschäftigungsanstalt“ für Kleinkinder. Kinder sollten hier durch planvoll
gruppierte Bewegungs- und Geistesspiele, Sprüche, Lieder bei ständiger
Berührung mit der Natur ihrem Alter entsprechend allseitig angeregt und
angeleitet werden. Von 1838 bis 1840 gab er die Zeitschrift Ein
Sonntagsblatt für Gleichgesinnte heraus.
1838/39 erfolgten Vortragsreisen nach
Göttingen, Frankfurt, Dresden und Leipzig. 1839 starb seine Ehefrau. Am 28.
Juni 1840 fand die Gründungsveranstaltung des „Allgemeinen deutschen
Kindergartens“ im Blankenburger Rathaussaal statt.
1842 begannen Kindergärtnerinnenkurse in
Blankenburg. Ida Seele
gehörte zu seinen ersten Schülerinnen, die sich nachfolgend für die Idee des
Kindergartens einsetzte. Weitere Schriften und Vortragsreisen insbesondere zur
Popularisierung des Kindergartens folgten in den Jahren 1843 bis 1849.
1844 publizierte Fröbel nach jahrelangen
Vorarbeiten und in Zusammenarbeit mit dem Zeichner Unger und dem Musiker Kohl
sein letztes großes, pädagogisches Gesamtkunstwerk, die Mutter- und Koselieder. Damit wollte er den
Müttern die Bedeutung und Verantwortung, die in der Mutterschaft und Erziehung
liegen, verdeutlichen und ihnen gleichzeitig ganzheitliche Hilfen an die Hand
geben für die Säuglings- und Vorkindergartenerziehung. Es erschienen auch 100
Lieder zum Spielen mit dem Ball. Fröbel wohnte seit 1845 wieder in Keilhau und
reiste viel, um seine Ideen zu verbreiten.
Am 12. Januar 1847 wurde der erste
westfälische Kindergarten in Lünen
an der Lippe eröffnet.
Fröbel siedelte 1849 nach Liebenstein
in das Domänengut am Aschenberg um, heute Hotel Fröbelhof, zog aber schon 1850 ins Marienthaler Schlösschen. Er gründete die erste
Schule zur Ausbildung von Kindergärtnerinnen und gab Ein Einigungsblatt für
alle Freunde der Menschenbildung heraus. Auf dem Altenstein fand am 4.
August ein Spielfest statt.
Am 9. Juni 1851 heiratete er seine ehemalige
Schülerin Louise Levin.
Fröbels Idee des Kindergartens fand Anklang;
aber die Ausbreitung in Deutschland wurde dadurch gehemmt, dass das preußische
Kultusministerium 1851 die Kindergärten wegen angeblicher „destruktiver
Tendenzen auf dem Gebiet der Religion und Politik“ als „atheistisch und
demagogisch“ verbot und erst 1860 wieder zuließ.
Am 23. August 1851 wurde ein
Kindergartenverbot in Preußen und in anderen Staaten erlassen. Grund war
offenbar eine Verwechslung mit seinem Neffen Karl Fröbel,
der 1851 die Schrift Weibliche Hochschulen und Kindergärten
veröffentlicht hatte. Zitat Karl August
Varnhagen von Ense: „Der stupide Minister von Raumer hat
einen Befehl gegen die Kindergärten erlassen, sich auf ein Buch von Karl Fröbel
berufend. Er verwechselt Friedrich und Karl Fröbel.“ Friedrich Fröbel
wehrte sich. Ende September fand eine Pädagogenversammlung in Bad Liebenstein
statt. Am 3. Juni 1852 nahm er noch an der allgemeinen deutschen
Lehrerversammlung in Gotha teil.
Er verstarb schließlich am 21. Juni 1852 in Marienthal. Sein Grab befindet sich auf dem Schweinaer
Friedhof.
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