Freitag, 12. Februar 2016

Unsere Kirchen: Evangelische Kirche in Grodno/Belarus


Bisher bin ich noch gar nicht dazu gekommen, über einen weiteren Ausflug raus aus der Hauptstadt zu berichten, nämlich nach Westen an die polnische Grenze, nach Grodno. Anlass für diese Reise war die 100-Jahr-Feier am 21. September 2012 der dortigen evangelischen Kirche (was übrigens auf russisch auch so heißt, wenn eine protestantische Gemeinde gemeint ist).

Die dortige Gemeinde mit ihrem jungen Pfarrer Wladimir Tatarnikow ist die einzige in Belarus, die über ein eigenes Gotteshaus verfügt. Die anderen, wenigen protestantischen Gruppen von Gläubigen, treffen sich in wechselnd angemieteten Räumen, wie z.B. in Minsk, wo im Winter kein Gottesdienst stattfinden, weil nicht geheizt werden kann. Die evangelische Kirche des Landes ist zersplittert in eine selbständige Lutherische Kirche, einige unabhängige Gemeinden und die lutherische Gemeinde in Grodno, die enge Beziehungen zur EKD unterhält.

Der vormalige deutsche Botschafter, Dr. Christof Weil, hatte sich persönlich für die Erhaltung der St. Johanniskirche eingesetzt, der jetzt finanzielle Mittel aus Deutschland von der EKD, dem Auswärtigen Amt, der Evangelischen Kirchengemeinde in Berlin-Frohnau sowie privater Sponsoren zukommen. Neue Kirchenbänke kamen von einer Gemeinde in Hannover. Die Kirche war 1779 von deutschen Kaufleuten gegründet und 1912 neu gestaltet worden. Zwischen 1944 und 1994 befand sich dort ein Archiv. Erst 1995 erhielt die kleine Gemeinde das Gotteshaus zurück.

Bei der Feier am 10. Juni waren viele Deutsche, meist aus Minsk, aber auch viele Einwohner Grodnos, je ein Vertreter der orthodoxen und der katholischen Kirche sowie die Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde in Berlin-Frohnau anwesend. Allein der Vertreter der streng gläubigen jüdischen Gemeinde war nicht anwesend. Nach einem Gottesdienst blieb es dem Nuntius des Papstes überlassen, das Ereignis auch politisch einzuordnen. Mit den Worten „Unsere Dimension ist die Ewigkeit“ verwies er alle Versuche politischer Einmischung und Beeinträchtigung des religiösen Lebens in Belarus von sich. Im November 2013 begann die Aussensanierung der Kirche.
Am 7. Juni 2014 fand die Weihe der neuen Orgel, welche zwei Monate zuvor aus Deutschland gebracht wurde, statt. Bisher wurde die Gemeinde durch einen Synthesizer beschallt. Die Suche nach einer alten Orgel in Deutschland war gar nicht einfach, doch man fand ein passendes Instrument in Frankfurt am Main. Die Orgel befand sich in einer Kirche, die an die Serbisch-Orthodoxe Gemeinde verkauft wurde. Die weißrussischen Behörden genehmigten schliesslich den Transport und das zerlegte Instrument wurde nach Grodno gebracht. Eine zweimonatige Montage vor Ort erfolge ehe die Weihe stattfinden konnte. Endlich gab es wieder eine Orgel, nachdem die alte im Jahre 1940 zerstört wurde.









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