Der Evangelische Friedhof Matzleinsdorf
ist ein konfessioneller Friedhof im 10. Wiener Gemeindebezirk Favoriten.
Er liegt am Beginn der Triester Straße auf Nr. 1 beim Matzleinsdorfer
Platz und wird im Norden von der Gudrunstraße
begrenzt. Nachdem die Toten der beiden evangelischen Bekenntnisse A.B. und H.B. bis 1856 auf
katholischen Friedhöfen Wiens begraben worden waren, entschloss man sich, einen
eigenen evangelischen Friedhof anzulegen. Es wurde zu diesem Zweck ein vor dem Linienwall
liegendes Grundstück am Rand der ehemaligen Vorstadt Matzleinsdorf angekauft. Am 7. April 1858 wurde
der neue Friedhof eingeweiht. Die Friedhofskapelle wurde von dem bedeutenden
Architekten Theophil Hansen erbaut, sie wurde am 27.
September 1860 geweiht. Der ursprünglich zu Wieden
gehörende Friedhof kam nach dessen Teilung 1861 zum neuen Bezirk Margareten.
Seit 1874 gehört das Gebiet zu Favoriten. Da es in weiterer Folge immer wieder zu
Diskussionen über den weiteren Verbleib des Friedhofs kam, wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof ebenfalls ein
evangelischer Friedhof angelegt. Doch der Evangelische Friedhof Matzleinsdorf
hat sich bis heute erhalten, sodass seither beide Friedhöfe belegt werden. Im Zweiten Weltkrieg
wurde der Friedhof im Zuge der Bombardements der Südbahn, in deren Nähe er sich befindet, schwer
beschädigt. Die ehemalige Friedhofskapelle wurde 1899 zu einer Predigtstation
und Filialkirche, in der regelmäßig Gottesdienste abgehalten wurden. Seit 1924
ist sie Sitz einer eigenen evangelischen Gemeinde A.B. (lutherisch), der
Pfarrgemeinde Favoriten Christuskirche der Evangelischen Superintendentur A. B.
Wien.
Der Kirchenbau selbst wurde in den Jahren von
1858 bis 1860 nach Plänen Theophil Hansens
errichtet. Sein markantes Aussehen erinnert an eine orthodoxe Kirche. Hansen
hatte sich in der damals herrschenden Zeit des Historismus
am byzantinischen Baustil orientiert. Eine große
Kuppel erhebt sich über der Vierung. Das Äußere ist durch Sichtziegel geprägt
und wird durch Profile und Gesimse gegliedert. Kräftige Eckpfeiler sind durch Fialen bekrönt.
Ursprünglich befand sich über dem Eingang ein Fresko von Carl Rahl,
das den Engel am Grabe Christi zeigte. Dieses Bild wurde Anfang des 20.
Jahrhunderts durch ein Mosaik auf Goldgrund ersetzt, das Christus mit einem
Spruchband darstellt.
Im Inneren befinden sich insgesamt 35 Engelsfiguren,
vorwiegend an den Säulenkapitellen, darunter aber auch unter der Orgelempore
vier große, geschnitzte Engel die Gebet, Anbetung, Lehre und Verkündigung
symbolisieren und an Galionsfiguren auf Schiffen erinnern. An den Zwickeln
unterhalb der Kuppel sind Fresken der Evangelistensymbole. 1968 schuf Günther Baszel
im Altarraum Glasfenster, die die Geburt, Kreuzigung und Auferstehung Christi
zeigen. 1971 folgten rechts und links vom Altarraum weitere vier Glasfenster
mit der Darstellung der Auferweckung des Lazarus, des Jünglings zu Nain, der
Tochter des Jairus und der Erzählung vom reichen Mann und dem armen Lazarus.
Nach dem Tode Baszels wurden 1989 die restlichen vier Fenster nach Entwürfen
von E. Bauernfeind ergänzt.
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