Die Markuskirche ist das Kirchengebäude der zur Superintendentur Wien der Evangelischen
Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Österreich gehörenden
Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Wien Ottakring. Sie befindet sich im 16. Wiener Gemeindebezirk Ottakring
in der Thaliastraße 156 und ist die einzige evangelische Kirche des Bezirkes.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts umfasste die
Evangelische Pfarrgemeinde Wien-Währing die Bezirke Ottakring,
Hernals,
Währing
und Döbling,
auf deren Gebiet 22.000 evangelische Christen des Augsburger Bekenntnisses
lebten. Durch die große räumliche Ausdehnung des Pfarrgebiets war die
seelsorgerische Arbeit sehr erschwert und aufgrund der Tatsache, dass die
Gemeinde nur über eine einzige gottesdienstliche Stätte, die Lutherkirche in Währing verfügte, fanden viele
Gemeindeglieder kaum mehr als einmal im Jahr den Weg in die Kirche. Dadurch beschränkte
sich das kirchlich interessierte Leben bloß auf einen sehr kleinen Kreis.
Dies führte dazu, dass in Ottakring der
Wunsch nach einem intensiveren Zusammenschluss der hier ansässigen
Evangelischen erwachte, was sich in der Gründung sogenannter Tischgesellschaften
und evangelischer Vereine niederschlug. Kurze Zeit nach dem Ersten Weltkrieg
entstand der Gustav Adolf Ortsverein Ottakring-Neulerchenfeld, der seine
Zusammenkünfte in einem Kaffeehaus abhielt, dessen Inhaber selbst evangelisch
war. Die karitative Tätigkeit des Vereins unter den Armen wirkte sich positiv
auf den Zusammenschluss der Evangelischen in Ottakring aus: So wurde der Ruf
nach der Errichtung einer eigenen Predigtstelle beziehungsweise nach der
Errichtung einer selbständigen Pfarrgemeinde laut.
Einen ersten Schritt auf dem Weg zur
Schaffung einer solchen – in Ottakring lebten damals 5000 Lutheraner – stellte
die Gründung eines Jugendkreises dar, der sein Heim in einer aufgelassenen
Tischlerwerkstätte in der Paltaufgasse 24 bezog. Diese Jugendarbeit setzte auch
gewisse Impulse auf das religiöse Leben der Erwachsenen, jedoch wurde bald
durch die mangelnde Eignung der vorhandenen Räumlichkeiten – bewirkt durch
feuchte Wände und dumpfe Luft – ein Umzug notwendig.
So wurde das Haus Haymerlegasse 31, das zuvor
einen katholischen Kindergarten beherbergt hatte, zum neuen Zentrum im
evangelischen Leben des Bezirks; dort war auch erstmals die Möglichkeit gegeben,
regelmäßig Gottesdienste abzuhalten. Der Anschluss Österreichs an
Hitler-Deutschland im Jahr 1938 bedeutete jedoch auch für die evangelische
Aufbauarbeit in Ottakring einen herben Rückschlag – der Gottesdienstbesuch nahm
jäh ab und das zuvor für die Betreuung Armer und Arbeitsloser errichtete Dr.
Martin Luther Volksheim wurde von den nationalsozialistischen Machthabern
beschlagnahmt. Am 12. März 1945 fielen schließlich die immer noch für Ottakring
zuständige Lutherkirche in Währing sowie der Lutherhof einem Bombenangriff zum
Opfer.
Trotz dieser Umstände begann unmittelbar nach
dem Zweiten Weltkrieg der Missionar Johann
Bechtloff, die seelsorgerische Arbeit in Ottakring wieder aufzunehmen und im
Betsaal in der Haymerlegasse 31, der den Krieg unbeschadet überstanden hatte,
regelmäßig Gottesdienste abzuhalten, die sich bald eines zahlreichen Besuchs
erfreuten. Dies ließ neuerlich den Wunsch nach der Errichtung einer eigenen Pfarrgemeinde
auf dem Gebiet des 16. Bezirks wach werden, was schließlich zu dem am 4.
Dezember 1945 gefällten Beschluss führte, in Ottakring eine evangelische
Pfarrgemeinde A.B. zu errichten.
Im Jahr 1947 bildete sich nicht nur eine
provisorische Gemeindevertretung, aus der das Presbyterium gewählt wurde,
sondern auch die Wahl Leopold Gerhardingers zum ersten evangelischen Pfarrer
von Ottakring wurde durchgeführt. Während dieser Zeit entstand ein reges
Gemeindeleben mit verschiedensten Kreisen, es wurde auch notwendig, sonntäglich
zusätzlich zum eigenen Kindergottesdienst zwei Hauptgottesdienste einzuführen.
Dabei wurde der 110 Sitze zählende Saal in der Haymerlegasse 31 viel zu klein,
sodass oft Gottesdienstbesucher mit einem Platz im Vorraum vorliebnehmen
mussten.
Dies machte deutlich, dass es dringend
notwendig war, eine eigene Kirche zu errichten – ein Baufonds wurde ins Leben
gerufen, der es schließlich ermöglichte, am 27. Juli 1954 das Grundstück
Thaliastraße 156 von Mathilde Binder, selbst ein Glied der Pfarrgemeinde
Ottakring, zu erwerben. Da mitten in die Planungsarbeiten für die zu
errichtende Kirche die Nachricht vom plötzlichen Ableben Pfarrer Gerhardingers
nach einer Operation am 2. Jänner 1959 fiel, wurde der Pfarrer der einstigen
Muttergemeinde Währing, Senior Jakob Wolfer,
mit der Leitung der Gemeinde in Ottakring betraut, bis am 5. Jänner 1964 Stefan
Ph. Heib in sein Amt als neuer Pfarrer von Ottakring eingeführt wurde.
Nach erfolgreicher Erledigung der notwendigen
Vorbereitungen konnte am 1. März 1966 mit den Bauarbeiten am Haus Thaliastraße
156 begonnen sowie am 12. Juni 1966 der Grundstein zur Markuskirche gelegt
werden. Am 30. November 1967 waren schließlich die Arbeiten an Wohnhaus und
Kirche abgeschlossen, die Weihe der Markuskirche erfolgte am 4. Februar 1968.
Nach ihrer Fertigstellung erlebten die
Markuskirche und die zugehörigen Gemeinderäumlichkeiten mehrere Umbauten. So
wurde Mitte der 1980er Jahre die Decke der Kirche mit Holz verkleidet; Mitte
der 2000er Jahre wurde nicht nur ein Raum zum Kindergottesdienstraum
umgestaltet, sondern auch im Garten der Gemeinde eine Jugendhütte errichtet. Im
Jahr 2009 wurden der Gemeindesaal und die WC-Anlagen saniert sowie der
Eingangsbereich des Gemeindezentrums umgebaut und stufenfrei adaptiert.
Außerdem wurde die Fassade des Wohnhauses Thaliastraße 156 neu gestaltet.
2011 wurde – nachdem das Nachbargrundstück
eine neue Nutzung erhalten hatte – die bis dahin durch das Wohnhaus
Thaliastraße 156 verborgene Kirche von einer öffentlichen Fläche aus sichtbar.
In diesem Zusammenhang erhielt die Kirche 2012 einen auf dieses Grundstück
führenden Eingang. Bei dieser Maßnahmen wurde die Kirche so umgestaltet, dass
anschließend an den Eingang, der sich im hinteren Bereich derselben befindet,
ein Windfang errichtet und die bis dahin äußerst kleine Orgelempore
beträchtlich vergrößert wurde. Auch erhielt die Kirche eine neue
Fassadengestaltung, die sich in verschiedenen Gelbtönen und der Farbe Weiß
präsentiert.
Die Kirche wurde in den Jahren 1964 bis 1968
nach Plänen des Architekten Rudolf Angelides
errichtet. Sie verfügt weder über einen Turm
noch über Glocken
und schließt an die Rückseite des Wohnhauses Thaliastraße 156 an, mit dem sie
direkt verbunden ist. Ihr schlichter, saalartiger, rund 250 Personen fassender
Innenraum ist gekennzeichnet durch ein großes, über dem Altar hängendes hölzernes Kreuz
Über die Kirche hinaus stehen der
Pfarrgemeinde im Erdgeschoß des Hauses Thaliastraße 156 weitere Räumlichkeiten
zur Verfügung, die den Gemeindesaal, die Pfarrkanzlei, einen
Kindergottesdienstraum und eine Sakristei
umfassen.
Da 1981 die letzte Ratenzahlung des zur
Errichtung der Kirche notwendigen Kredits fällig war, begann man bereits 1980
über die Anschaffung einer Orgel nachzudenken. Dabei kam man zum Schluss, dass
selbige trotz der zu erwartenden eher kleinen Registerzahl eine Besonderheit in
der Wiener Orgellandschaft darstellen müsse und sie sich abgesehen von der Orgelmusik
der Barockmeister aus dem deutschen Sprachraum besonders zur Wiedergabe der
französischen Barockorgelmusik eignen sollte. Darüber hinaus hielt man fest,
dass die Orgel sowohl den gottesdienstlichen Erfordernissen entsprechen, sowie
auch für Konzerte einsetzbar sein müsse. Im Zuge der Ausschreibung konnte sich
der Linzer Orgelbauer Bruno Riedl durchsetzen, der 1985 ein 15 Register
auf zwei Manualen
und Pedal
umfassendes Instrument errichtete.
Im Jahr 2007 führte Wolfgang Karner eine
notwendig gewordene Generalüberholung der Orgel durch, in deren Rahmen auch einige
Umbauten vorgenommen wurden, wie etwa die Absenkung der Pedalklaviatur, um das
vorgesehene Normmaß zwischen dem ersten Manual und derselben zu erreichen.
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